Der Mallorca-Flug – ein Schlag ins Gesicht
 

DER KOMMENTAR

Der Mallorca-Flug – ein Schlag ins Gesicht

Montag, 15.06.2020

(lop) Die Einen feiern ihn als himmelhochjauchzender Beginn des touristischen Neustarts – die Anderen müssen ihn als Schlag ins Gesicht der Busreise-Branche empfinden: Der gestrige Mallorca-Flug – ein Skandal, der zum Himmel schreit.

Wer gestern abend die TV-Nachrichten schaute, rieb sich wohl verwundert die Augen: Vollgepfropfte Flieger aus Frankfurt und Düsseldorf, darin die Passagiere zwar mit Masken aber ohne Mindestabstand dicht gedrängt (Fotos: hr, hessenschau). Und das, obwohl gleichzeitig für Busreisen immer noch in den allermeisten Bundesländern der Mindestabstand von 1,5 m gilt. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt oder gar eine Ungleichbehandlung der Verkehrsträger wähnt. „Die Luft wird durch die Klimaanlage an Bord gereinigt, ja geradezu desinfiziert“, wie ein Sprecher der Lufthansa begründete...

Haben Reisebusse etwa keine Klimaanlage, eventuell gar vom gleichen Hersteller? Wie der Schwalmstädter Klimaanlagen-Spezialist Konvekta auf EuroBus-Anfrage bereits vor Wochen betonte, werden Bus-Klimaanlagen auch mit Viren fertig und filtern sie heraus. Doch die Reisebusse müssen weiter in den Betriebshöfen stehen, weil der Mindestabstand ein wirtschaftliches Durchführen von Busreisen nur schwer bis unmöglich macht. Während man sich bei der mit Milliarden gefütterten Lufthansa die Hände reibt und auf baldigen Normalbetrieb hofft, sind die Touristenkollegen am Boden desillusioniert und erschüttert ob ihrer dramatischen wirtschaftlichen Lage, die niemand begreifen will. Von finanzieller Soforthilfe keine Spur. „Uns hat man einfach wieder einmal vergessen“, glaubt Busunternehmer Frank Spielberg (A-DLS) in dem gleichen Bericht. Und RDA-Vizepräsident und Busreiseveranstalter Ulrich Basteck (Wörlitz Tourist) forderte: „Wir brauchen Soforthilfe jetzt“. (Fotos unten, c: hr).

Da wirkte die offizielle Begründung der hessischen Landesregierung wie ein Hohn: „Die wirtschaftlichen Hilfen des Landes und des Bundes stehen und – bezogen auf Soforthilfe – auch Reisebusunternehmen offen. Neben der Soforthilfe zählen dazu steuerliche Erleichterungen, Darlehen der WIBAnk und Angebote der KfW (...)“. Doch den Busunternehmen ist mit teuren Krediten nicht geholfen, sie wollen wie andere auch eine überlebenssichernde Finanzspritze.

Doch die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer („Die Maut kommt“) gegenüber dem bdo so vollmundig vor zwei Wochen zugesagte Finanzspritze von 170 Millionen Euro hat sich als Marketing-Seifenblase erwiesen. Auch die Videokonferenz mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier wurde von RDA-Präsident Benedikt Esser als „enttäuschend“ bewertet.

Dass es noch nicht zu einer Pleitewelle in der Branche gekommen ist, liegt nur daran dass in Zeiten von Corona und Kurzarbeitsgeldern die Antragspflicht für Insolvenzen von der Bundesregierung ausgesetzt wurde. Doch die ist nur verschoben und wird bei diesen Voraussetzungen wohl zwangsläufig im Herbst anrollen, wie man beim RDA befürchtet.

Den Busreiseveranstaltern bleibt nur noch der Protest am morgigen 17. Juni in Berlin,

meint Ihr

Heinz Lopuszansky
Chefredakteur EuroBus



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