Mit fester Hand und niederbayerischem Humor
 

Präsidentin Karin Urban


RDA-WORKSHOP

Mit fester Hand und niederbayerischem Humor

Donnerstag, 03.03.2016

(jb) Der Internationale Verband der Paketer (VPR) wählt am 14./15. April bei seiner Jahreshauptversammlung in Wien ein neues Präsidium. Die seit 8 Jahren den Verband führende Präsidentin Karin Urban stellt sich bekanntlich nicht mehr zur Wahl und zieht in einem Interview Bilanz ihrer Präsidentschaft.

-Frau Urban, wenn Sie spontan auf die Frage antworten sollen, mit welchen zwei vorherrschenden Gefühlen Sie auf die acht Jahre als VPR-Präsidentin zurückschauen, was kommt Ihnen da in den Sinn?

Karin Urban: “Wehmut und Zufriedenheit. Wehmut, denn ich bin seit 16 Jahren mit viel Herzblut im Vorstand dabei, das ist fast ein Drittel meines Lebens und die Verbandarbeit ist ein wichtiger Teil meiner beruflichen Tätigkeit. Zufriedenheit, weil ich mich durch die Arbeit im VPR persönlich und beruflich weiterentwickeln konnte. Darüber hinaus hatte ich viele Gelegenheiten, mein Netzwerk zu erweitern. Ich bin sehr froh darüber, dass ich so interessante Menschen kennenlernen durfte.“

-Was waren dabei besonders positive Meilensteine Ihrer Präsidentschaft, die Ihnen in Erinnerung bleiben?

Karin Urban: “Da ist besonders das Wachstum des Verbanders bei den Mitgliedern zu nennen: der VPR hat eine Anzahl von über 100 Mitglieder erreicht und ist die anerkannte Interessenvertretung der Paketer im Markt. Auch der positive Abschluss der Doppelbesteuerung von Verpflegungsleistungen war ein großer Meilenstein. Und nicht zu vergessen: der herausragende Stellenwert des VIP-Treffs in der Gruppentouristik. Das ist alles natürlich in intensiver Zusammenarbeit mit dem VPR-Präsidium, der Geschäftsführung und den Mitgliedern geschehen, bei denen ich mich für die große Unterstützung und die gute Zusammenarbeit bedanken möchte.“

-Die Tatsache, dass Sie mit Ihrem Unternehmen Hotels & More in London angesiedelt sind hat Ihnen als VPR-Präsidentin Vor- und Nachteile gebracht?

Karin Urban: “Unser Unternehmenssitz ist zwar in UK, unsere Hauptmärkte sind jedoch nach wie vor die deutschsprachigen Länder. Deshalb bin ich gut informiert über die Entwicklungen im Markt. Dank meines Netzwerkes in London setzte ich mich intensiv mit dem Thema Umsatzsteuer auf europäischer Ebene auseinander. Durch meine fünfjährige Vorstandstätigkeit als Schatzmeister bei UKinbound habe ich ebenfalls viele wertvolle Anregungen für meine Arbeit im VPR erhalten.“

-Wie hat sich die Bus- und Gruppentouristik zwischen 2008 und 2016 verändert, welchen Einfluss hatte das auf die Verbandsarbeit?

Karin Urban:“Die Entwicklung vom traditionellen Busunternehmer zum professionellen Gruppenreiseveranstalter ist weiter fortgeschritten.
Es gibt inzwischen eine breite Palette an Distributionskanälen, aber auch an Zielgruppen. Die Erwartungshaltung der Gäste ist gestiegen, damit auch die Anforderungen an die B2B-Partner im Hinblick auf Produktgestaltung und Qualitätssicherung. Es ist wesentlich mehr Flexibilität gefordert durch die zunehmende Individualisierung der Nachfrage.“

-Wie haben Sie in der Zeit Ihrer Präsidentschaft die Zusammenarbeit mit den anderen touristischen Verbänden erlebt?

Karin Urban: “Sehr positiv. Der DRV hat unseren Musterprozeß zum Thema Doppelbesteuerung von Verpflegungsleistungen unterstützt. Der RDA hat uns in die Gespräche zur Weiterentwicklung des RDA-Workshops einbezogen. Wir Paketer sind aktive und engagierte RDA-Mitglieder, die sowohl an internen RDA-Versammlungen teilnehmen als auch bei den RDA-Workshops ausstellen. Damit unterstützt der VPR die RDA-Verbandsarbeit als auch die Interessensvertretung für die Bustouristik, die nach wie vor eine sehr wichtige Zielgruppe der Paketer darstellt.“

-Wie fällt Ihre persönliche Bilanz Ihrer Präsidentschaft aus, wie haben Sie den VPR durch diese manchmal für den Tourismus schwierigen Zeiten geführt?

Karin Urban: “Mit fester Hand und niederbayrischem Humor. Im Ernst: Wir haben uns im Präsidium immer sehr intensiv mit den Herausforderungen der Zeit beschäftigt, um unseren Mitgliedern Wege für in die Zukunft aufzuzeigen. Ein Verband unserer Größenordnung kann sich nur mit den essentiellen Themen beschäftigen und durch externe wie interne Veranstaltungen Basis und Plattformen für vielfältige Geschäftsbeziehungen bieten. Es liegt dann an jedem Unternehmen selbst, diese bestmöglich wirtschaftlich zu nutzen.“

-Was hat Sie verbandsintern während Ihrer Präsidentschaft am meisten beeindruckt?
Urban: „Das partnerschaftliche Miteinander im VPR. So zum Beispiel beim zweimal jährlich stattfindenden Paketer-Treff, an dem aktuelle Themen offen werden. Im Verband sind persönliche Beziehungen sehr wichtig, die zu einer wachsenden „VPR-Family“ geführt haben. Die Leitlinie meiner Tätigkeit im Verband war immer: “Was ist das Beste für den VPR.“

-Der VPR hat derzeit 110 Mitglieder, wird und soll es bei dieser Größenordnung für den Verband bleiben?

Karin Urban: “Ich könnte mir durchaus vorstellen, in Zukunft in einem gewissen Rahmen weitere Mitglieder aufzunehmen, die eine Ausweitung der Angebotspalette darstellen und somit zur weiteren Attrraktivität des VPR und seiner Veranstaltungen beitragen. Zum Beispiel Tourismusvertretungen, Fluggesellschaften und Kreuzfahrt-Reedereien.“

-Der Wandel in allen Bereichen des beruflichen Lebens wird immer stärker, die Digitalisierung nimmt zu, Vertriebswege, Strategien und Zielgruppen verändern sich immer schneller. Welche Auswirkungen sehen sie mittel- und langfristig auf die VPR-Verbandsarbeit und die Paketer zukommen?

Karin Urban: “Solange es für die Paketer eine Zukunft gibt, wird es auch für den VPR eine Zukunft geben. Dabei wird es noch mehr darauf ankommen, seinen B2B-Kunden einen Mehrwert zu bieten, der in dieser Form nicht selbst darstellbar oder direkt verfügbar ist. “Create value for which the client is prepared to pay”... Ansonsten werden es Zwischenhändler zukünftig in der Leistungskette schwer haben.“

-Vor welchen Herausforderungen durch steuerrechtliche Rahmenbedingungen steht die Paketer-Branche?

Karin Urban: “Das Thema Einführung der Margenbesteuerung im B2B-Bereich steht nach wie vor in Deutschland im Raum. Das wird einer der wichtigsten Aktivitätsbereiche und Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit im VPR sein.“

-Wird es eine gravierende Veränderung in der Paketer-Kundenstruktur geben, werden Bus- und Gruppenreiseveranstalter abnehmen und Reisebüros mit Eigenveranstaltung immer wichtiger?

Karin Urban: “Unterschiedlichste Zielgruppen bedeuten individuelle Programmgestaltung und verschiedenste Vertriebskanäle, um die jeweiligen Zielgruppen effektiv zu erreichen. Dazu gehören auch Reisebüros mit Eigenveranstaltung.“


-Sie haben einmal die Rolle der Paketer im Gruppengeschäft als “One-Stop-Shop“ bezeichnet, ist das auch weiterhin die Zukunft oder wie sehen die Kernkompetenzen zukünftig aus?

Karin Urban: “Paketer gehen als Dienstleister über den reinen Großhandel hinaus. Sie bündeln eine Vielzahl von Aufgaben: Programmplanung, Verhandlung von marktgerechten Einkaufskonditionen, Marketingunterstützung, professionelle Abwicklung, Support während der Reise - wichtig ist dabei, alle diese Leistungen kompetent aus einer Hand anzubieten.“

-Wenn Sie einen Wunsch für den Verband frei hätten, der in den nächsten beiden Jahren Realität wird, was wäre das?

Karin Urban: “Eine weiterhin so positive Zusammenarbeit innerhalb des neuen Präsidiums und mit der neuen Geschäftsführung. Dem Verband wünsche ich, dass er effizient, kooperativ, professionell, ziel- und zukunftsorientiert weitergeführt wird, zum Nutzen aller Mitglieder.“

-Und wie wird der Verband aus Ihrer Sicht im Jahre 2025 dastehen?

Karin Urban: “Neue Herausforderungen wird es immer geben. Umso wichtiger wird es sein, dass die Interessen der Branche von einem engagierten Verband wie dem VPR im Markt vertreten werden. Ich bin mir sicher, dass dies dem VPR gelingen wird.“

-Sie haben Ihren Lebensmittelpunkt in London, woher kam eigentlich bei Ihnen die Liebe zu Großbritannien?

Karin Urban: “Das war reiner Zufall – wenn es Zufälle im Leben gibt. Es war eigentlich eine über 25-jährige Entwicklung, die mit einem Praktikum während des Tourismusstudiums bei einer Zielgebietsagentur in Neuseeland begann. “

-Im Moment wird der “Brexit“ heftig diskutiert, wie erleben Sie das im Lande und was hoffen Sie diesbezüglich für die Entscheidung im Sommer?
Urban: “Ich hoffe fest darauf, dass Großbritannien in der EU bleiben wird, weil ich mir ein Europa ohne die Briten nicht vorstellen kann, auch wenn hier manches anders läuft als auf dem Kontinent. Ich wünsche mir, dass letztendlich die sachlichen Argumente den Ausschlag geben und nicht die emotionale Stimmung mancher Teile der Inselbevölkerung.“

-Wie werden Sie dem VPR verbunden bleiben?

Karin Urban: “Natürlich werde ich weiterhin an allen Veranstaltungen teilnehmen und Hotels & More repräsentieren. Darüber hinaus habe ich bereits zugesagt, mich auch weiterhin aktiv in den Steuerausschuss einzubringen, da mich das Thema der Margenbesteuerung im B2B-Bereich auch in Großbritannien beschäftigt.

-Wenn Sie eine Auszeit von drei Monaten zur Verfügung hätten, was würden Sie damit machen, einen round-the-world-trip zu Schuhgeschäften auf allen Kontinenten ausgenommen?

Karin Urban: “Nach meinem Motto, Weltoffenheit mit Bodenständigkeit zu verbinden, würde ich zum einen gerne ausgiebiger die Teile der Welt erkunden, die ich bisher noch nicht kenne und auch mehr Zeit in meiner niederbayrischen Heimat verbringen. Wenn ich noch 3 Monate verlängern könnte, würde ich gerne nach Neuseeland zurückkehren, um meine Erinnerungen aus der Studienzeit aufzufrischen.“

-Zum Abschluss: Auf welche Frage würde es keine Antwort geben?

Karin Urban: “Ob ich in zehn Jahren noch in London leben werde.“

-Vielen Dank, Frau Urban, für das Gespräch.


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